Wöchentliche Streifzüge mit Boris Kochan & Freund·innen rund um den Wandel in Gesellschaft & Kultur, Unternehmen & Organisa­tionen.

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ei8ht days a week – Streifzüge durch den Wandel

mit Boris Kochan und Freunden am 12. Februar 2021

 
 

{% if data:du_version:"" %}[[data:du_version]],{% elseif data:anrede == "Herr" %}Lieber Herr [[data:lastname]],{% elseif data:anrede == "Frau" %} Liebe Frau [[data:lastname]],{% else %}Sehr geehrte Damen und Herren,{% endif %}

wenn wir mit meinem froschgrünen R4 in der damals noch sehr bäuerlichen Toskana unterwegs waren und zum Abend hin die Seitenwege gesucht haben, die Schotterstraßen den kleinen Hügel hinauf, um einen Schlafplatz zu finden – dann war da gar nicht selten schon jemand. Im Cinquecentofunzelte dann Licht, die Scheiben waren beschlagen und manchmal schaukelte es auch etwas. Dieses Vehikel italienischen Lebensgefühls war eben zugleich Fortbewegungs-, Fortentwicklungs- und Fortpflanzungsmittel. Abbitte und Rosenkranz, die ganze Bigotterie der katholischen Kirche ermöglichte höchst individuelle Interpretationen – und eine vielfach lebensmutige Atmosphäre mit Pecorino, luftgetrocknetem Schinken und Amore.

Ältere Korankommentare stellen da sehr viel einfacher gleich mehrere mögliche Interpretationen nebeneinander, ohne zu bewerten, ob eine davon richtig ist. Darüber erzählt Thomas Bauer in seinem Buch Die Kultur der Ambiguität – und von der ungeheuren Kraft, wenn Wahrheit nicht als Dogma, sondern als Prozess verstanden wird. Erst der westliche Einfluss habe die ambiguitätstolerante Kultur des Islams verdrängt.

Eindeutigkeit mag sehr hilfreich sein in zielgerichteter Kommunikation – gerade beim Transport der Nachrichten über mehrere Stationen. Nur die Wirklichkeit, die ist halt leider nicht so. Insofern hilft es enorm, wenn die Rezipienten gelernt haben, sich zurückzulehnen und Vielfalt einfach als Chance zu nehmen. Denn das hilft sehr, die »beiden Grundbedürfnisse, das nach Verbundenheit und Geborgenheit und das nach Autonomie und Freiheit« gleichzeitig leben zu können, diese sind »Teil unserer menschlichen Natur und Ausdruck unserer Lebendigkeit.« So formuliert es Gerald Hüther in Wege aus der Angst. Und ich denke an diese Sonnenuntergang-Momente mit Blick über hügelige Landschaften am schlussendlich gefundenen Schlafplatz ...

Herzlich
Boris Kochan


 
 

Begriffsverwirrung, ambylonische
Wer es mit Amphibolie zu tun hat, träumt nicht von einem Leben als Lurch – und, nein, es wachsen ihm oder ihr auch keine Schuppen oder Kiemen. Amphibolie ist ein Begriff aus der Rhetorik. Zum Beispiel: Der Mann sah die Frau mit dem Fernglas. Es wird sofort klar, dass überhaupt nicht klar ist, wer denn nun das Fernglas hat – die Frau oder der Mann? Manchmal unterläuft einem so etwas aus Schludrigkeit, gewieften Autor·innen wird hingegen nachgesagt, dass sie zum Zwecke der Verwirrung ihrer Leserschaft diese absichtlich mit solchen Zweideutigkeiten bewerfen, denn genau das besagt das dem Wort Amphibolie zugrunde liegende griechische Verb ballein. Die Ballistiker·innen unter uns erkennen sogleich die kriegerische Seite dieses Wortes. Wer also solchermaßen beworfen wurde, der sieht sich einer veritablen Uneindeutigkeit, ja Mehrdeutigkeit ausgesetzt, die im schlimmsten Falle zu heftigen inneren Zwiespälten und Spannungen führen kann, womit wir endlich bei der Ambivalenz und ihrer Schwester, der Ambiguität, angekommen wären. Vertreter·innen der ehrwürdigen Zünfte der Psychologie, der Sozial- und Literaturwissenschaften sind sich gerne mal uneinig darüber, wie diese Begriffe sich denn zueinander verhalten. Deswegen hier eine kurze Faustregel: Ambivalenz meint zumeist innere Widersprüche und Zerrissenheiten, Ambiguität eher eine äußere, mehrdeutige Situation, die dann wiederum bei den Beteiligten ambivalente Gefühle auslösen kann – oder war das doch anders herum? Herrje ...! Bolisch übrigens, um noch einmal auf den Anfang dieses Textes zurückzukommen, bedeutet im Altbayerischen unter anderem widerspenstig ... [um]

 

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Streifzüge durch den Wandel #22



 
 
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In der 8daw-Ausgabe BETA #13 vom 24. Juli 2020 haben wir uns unter anderem mit dem Thema geschlechter­spezifische Schreib­weise beschäftigt. Im Ergebnis fanden wir die Empfehlung eines Lesers für uns am geeignetsten: »Der Mittel­punkt (MacOS: Shift+Alt+9; Windows: Alt+0183) wird eingesetzt wie der Asterisk *, stört jedoch deutlich weniger den Lese­fluss der Leser·innen, weil er nicht nach Fußnoten ruft und auch keine Text­lücken reißt wie der Gender_Gap. Im Hinblick auf Lesbarkeit und Typografie­qualität also eine bessere Alter­native, und inhaltlich – als Multiplikationszeichen verstanden – treffend. Oder?« Wir stellen unseren Autor·innen jedoch frei, ob sie den Mittel­punkt oder eine andere Form benutzen. Alle personen­bezogenen Bezeichnungen sind jedenfalls geschlechts­neutral zu verstehen.


8daw ist der wöchentliche News­letter von Boris Kochan und Freunden zu Themen rund um den Wandel in Gesellschaft, Kultur und Politik, Unternehmen und Organisationen. Er erscheint in Verbindung mit Kochan & Partner und setzt so die lang­jährige Tradition der Netzwerk­pflege mit außer­gewöhnlichen Aus­sendungen in neuer Form fort. 8daw versteht sich als Community- und Kollaborations-Projekt insbesondere mit seinen Leser·innen – Kooperations­partner sind darüber hinaus zum Beispiel die GRANSHAN Foundation, die EDCH Foundation, der Deutsche Designtag (DT), der BDG Berufsverband der Deutschen Kommunikations­designer und die Typographische Gesellschaft München (tgm).

 

Herausgeber und Chefredakteur von 8daw sowie verantwortlich im Sinne des Presserechts ist Boris Kochan [bk], Steinerstraße 15c, 81369 München, boriskochan.com, zu erreichen unter boris.kochan@eightdaw.com oder +49 89 178 60-900 (facebooktwitterinstagram)
in Verbindung mit
Kochan & Partner GmbH, Steinerstraße 15c, 81369 München, news@kochan.de

Redaktion: Ulrich Müller [um] und Gabriele Werner [gw]; Chefin vom Dienst/Lektorat: Sigrun Borstelmann [sib]; Regelmäßige Autoren: Markus Greve [mg], Sandra Hachmann [sh], Herbert Lechner [hel], Martin Summ [mas]; Illustrationen: Martina Wember [mwe]; Bildredaktion, Photo-Editing: Pavlo Kochan [pk]; Homepage und Newsletter-Technik: Pavlo Kochan [pk]; Basisgestaltung: Michael Bundscherer [mib]; Schriften: Tablet Gothic von Veronika Burian und José Scaglione sowie Coranto 2 von Gerard Unger, beide zu beziehen über TypeTogether; Versand über Mailjet.


Bildnachweis:

teapot
Hassliebe, Pressebild von Robert Skazel
sheltersuit: Tony Dočekal
Fundstück der Woche: Boris Kochan


Ausgabe: #22
Erschienen am: 12. Februar 2021 [KW6]
Thema: Ambivalenz, Ambiguität, Amphibolie und Atmosphäre


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