Zumeist wöchentliche Streifzüge mit Boris Kochan & Freund·innen rund um den Wandel in Gesellschaft & Kultur, Unternehmen & Organisa­tionen.
 
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8daw

ei8ht days a week – Streifzüge durch den Wandel

mit Boris Kochan und Freunden am 3. November 2023

 
 

Sehr geehrte Damen und Herren,

»man kann doch eine Landschaft nicht einfach malen, wenn Panzer durchgefahren sind«, sagt Anselm Kiefer irgendwann in der vielleicht etwas sehr elegisch geratenen 3D-Filmdokumentation von Wim Wenders über den Maler und Bildhauer. Mit seinen monumentalen Werken aus Erde, Stroh, Sand, Stofffetzen, die er mit Feuer versengt und mit Blei übergießt, hat er Landschaftsmalerei nach dem 2. Weltkrieg überhaupt erst wieder möglich gemacht … und nimmt Bezug zu Theodor W. Adornos Diktum, wie man nach der Shoah noch Kunst machen könne: »Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben ist barbarisch.«

         Dieser Satz hat durch den Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober und die folgenden antisemitischen Reaktionen – weltweit und leider auch in Deutschland – eine neue Aktualität bekommen, gerade auch wegen des ohrenbetäubenden Schweigens der deutschen Kulturszene, die sich sonst so gerne Debatten-affin gibt. Man muss dem – in diesem Fall nicht Wirtschaftsminister, sondern Vizekanzler –  Robert Habeck dankbar sein, dass er es als einer der wenigen schafft, die richtigen Worte in seinem Twitter/X-Statement zu finden – vier Wochen nach dem Überfall.

          Auch ich habe einige Zeit gebraucht, um überhaupt in Ansätzen zu verstehen, wie perfide der Plan der Hamas gewesen sein dürfte: nicht nur die für sie gefährlichen Annäherungen der muslimischen Welt an Israel zu zerstören. Sondern durch die von den Terroristen einkalkulierte massive militärische Reaktion Israels den darauf folgenden weltweiten Antisemitismus sichtbar zu machen bzw. neu zu entfachen. Und damit zugleich die Extreme in den demokratischen Staaten dieser Welt, das Auseinanderdriften der Gesellschaften zu fördern. Dabei wäre doch zu vermuten gewesen, dass das Leid, das barbarische, öffentlich gemachte Abschlachten und Misshandeln von Kindern und Frauen, eine moralische Gemeinschaft erzeugt – wie auch die Soziologin Eva Illouz in einem lesenswerten Beitrag in der Süddeutschen schreibt: »Normalerweise hat das Entsetzen etwas brutal Objektivierendes, das unsere vielen so überaus verfeinerten Interpretationsfähigkeiten immer wieder lähmt. Deshalb hielt ich bisher Verbrechen gegen die Menschlichkeit immer für das Letzte, das überhaupt noch in der Lage ist, eine moralische Gemeinschaft zu stiften.« 

        Der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir hat Anselm Kiefer gleich mehrere seiner Werke genannt – in denen es ihm um die Auswirkungen des beispiellosen Zivilisationsbruchs auf die deutsche Identität und auf die Möglichkeiten künstlerischen Agierens nach unfassbaren Verbrechen ging. Dem Entsetzen gibt er in seinen Bildern einen auch immer wieder poetischen Ausdruck, der schaudern macht. Und so auch Hoffnung gibt – im Wenders-Film zitiert Anselm Kiefer eine Zeile aus Ingeborg Bachmanns Gedicht Das Spiel ist aus: Jeder, der fällt, hat Flügel … 

Herzliche Grüße zum Wochenende!
Boris Kochan

 

Diese erste 8daw-Ausgabe seit mehreren Wochen hat einen deutlichen Bruch: Zwischen meinen heute geschriebenen Eingangsworten – und den vor einiger Zeit, vor dem Hamas-Überfall auf Israel unternommenen Streifzügen meiner Kolleg·innen, die sich anlässlich meiner Reise Ende September mit Georgien beschäftigen. Ein Land, in dem sich die Spätfolgen der Kriege gegen dieses Land genauso wie die ganz aktuellen Folgen des Krieges gegen die Ukraine im kulturellen Alltag lesen lassen. Manchmal wirkte die beeindruckende Stadt Tiflis auf mich wie eine ganz andere Art der 3D-Dokumentation – ein höchst lebendiges Archiv aus Schrift und Sprache, aus Musik und insbesondere Architektur.

 

Zu Ingeborg Bachmann hat nicht nur Anselm Kiefer eine große Nähe – der frühe Bildzyklus Mit einem Steingefühl, alterslos ist ihr gewidmet und er zitiert sie auch immer wieder mit ihren Texten in seinen Werken. Auch Ingeborg Bachmann und Theodor W. Adorno hatten eine vielfach untersuchte Beziehung – die eine spannende Rolle im Buch Ingeborg Bachmann – Hinterlassenschaft unter Wahrung des Briefgeheimnisses von Sigrid Weigel spielt. Hinweisen möchte ich noch auf zwei andere Fundstücke mit Georgien-Bezug: Den sehr sehenswerten Vimeo-Film von Peter Biľak über die Gestaltung von georgischen Schriften. Sowie auf die Projekte von Klaus Neuburg und Sebastian Pranz in Georgien, unter anderem dokumentiert auf dieser Webseite und im Buch Tbilisi – Archive of Transition.

 

»Ich konnte die Figuration nicht mehr ertragen, ich brauchte sie nicht mehr als Krücke.« In den 1960er-Jahren begann die in Georgien geborene, in Frankreich lebende Künstlerin Vera Pagava (1907 bis 1988) überwiegend geometrische Formen mit abgerundeten und unregelmäßigen Kanten zu malen. Ihre spielerische Ausgestaltung geometrischer Flächen, die sie bereits in ihren biomorphen Gemälden aus den späten 1930er Jahren (z.B. Shape with Guitar, 1938) untersucht hatte, verleiht diesen eigentlich klar strukturierten Elementen etwas erstaunlich leichtes und organisches. Waren ihre frühen Arbeiten noch in einem postkubistischen Stil gemalt, wurden ihre späten immer ätherischer. Ihre geometrischen Formen, die sich gern auf ihr urbanes Erleben beziehen, begleiten diese 8daw-Ausgabe über Georgien und Tiflis …


 
 

La Lune rousse, 1969, Öl auf Leinwand, 73 × 92 cm


 
Fernes Georgien
 

Schon vor seiner unsäglichen Polemik, Migranten würden deutschen Kassenpatienten die Zahnarzttermine wegnehmen, sorgte Anfang September die Äußerung von Friedrich Merz, dass Kreuzberg nicht Deutschland sei, zu deutlich vernehmbarem Murren. Kaum waren die Wogen ein wenig geglättet, setzte die CDU dann bei ihrer geografischen Hauptstadtdemontage noch einen drauf und tauschte in einem Imagefilm kurzerhand den Sitz des Deutschen Bundestags gegen den georgischen Präsidentenpalast in Tiflis aus. Ein im Vergleich geradezu hinreißender Fauxpas.

Illustration von Martina Wember:

Aber wer weiß schon aus dem Stand, wie der dortige Präsidentenpalast aussieht? Tiflis ist ja auch ganz schön weit weg. Von Berlin aus ungefähr so weit wie Reykjavik – gefühlt allerdings noch um einiges weiter. So richtig hat sich das Land der Rosenrevolution vom russisch-georgischen Krieg 2008 bis heute nicht erholt, zerrissen zwischen proeuropäischen und prorussischen Machtkomplexen, Korruption und einer in Teilen bedenklichen Menschenrechtssituation, wie etwa die skandalösen Begleitumstände der Inhaftierung des ehemaligen georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili. Und schließlich hat Corona in der ohnehin angeschlagenen Wirtschaft des Landes am Kaukasus tiefe Spuren hinterlassen.

Armes Georgien, das doch so viel Reichtum besitzt. Nicht nur an Landschaft und Natur, sondern vor allem auch eine uralte Musikkultur, in der byzantinische, persische und arabische Einflüsse auf einzigartige Weise zusammengeflossen sind. Eine Musik, die betörend ist, hypnotisierend, voller Zärtlichkeit und einer Prise Schwermut, wie in dieser Kostprobe des Basiani Männerchors. Es ist eine lange Traditionslinie, die bis in die Gegenwart fortwirkt und selbst in Werken von Kom­po­­nist·in­­­­nen moderner Musik Spurenelemente hinterlassen hat, wie etwa in der Komposition Exil des 2019 verstorbenen Giya Kancheli, in der er Texte von Paul Celan und Hans Sahl vertont hat, die um das Thema der Entwurzelung kreisen. Kancheli war selbst so ein Entwurzelter, dessen kosmopolitische Gesinnung dem sowjetischen Regime schon in den 1970er Jahren ein Dorn im Auge war, und der 1991 schließlich seine Heimat verließ. Armes Georgien, reiches Georgien. [um]

 

Der oben erwähnte Paul Celan, Dichter des Dunkels, ist hinlänglich bekannt – Hans Sahl hingegen ist trotz des Erfolges seines 1959 erschienen Exilromans Die Wenigen und die Vielen ein größerer Bekanntheitsgrad verwehrt geblieben. »Ein Hauptwerk der Emigration« nannte Wolfgang Schneider in der FAZ den Roman, in dem er die Geschichte eines jüdischen Dichters und dessen Flucht vor den Nazis aus Berlin quer durch Europa bis nach Amerika erzählt. Es ist seine eigene, bewegende Geschichte, die nichts an Aktualität verloren hat, wie der Deutschlandfunk anlässlich Sahls 25. Todestags erinnerte.


 
 

Vesperal, 1978, Öl auf Leinwand, 116 × 89 cm


 
Ritter vom Berg
 

Illustration von Martina Wember:

Mischen, verflechten, spalten. Seit der Antike ziehen Menschen auf den Handels-, Heeres- und Karawanenrouten durch Georgien vom Schwarzen Meer bis nach Persien, Indien und China. Sie verbinden sich, tauschen, handeln und bekämpfen sich. Georgien ist fast kontinuierlich im Verteidigungsmodus. Immer wieder überrollen verheerende Kriege das Land. Völlige Vernichtung oder kulturelle Überwältigung drohten nicht nur einmal. Der georgische Kämpfer wird zum Symbol für Kraft, Mut und Tapferkeit. Insbesondere in den Bergregionen sind die Rittertugenden bis heute lebendig. Söhne, die eine ritterliche Bildung erhalten sollen, werden in die Berge geschickt. Daher bedeutet der Satz »Er benimmt sich, als wäre er in den Bergen aufgewachsen« ein großes Lob.

Stärke, Kampfbereitschaft, Verwegenheit sind auch den georgischen Bergtänzen eingeschrieben – mindestens was die männlichen Rollen anbelangt. Kraftstrotzend und akrobatisch fegen die Tänzer mit so unglaublichen Sprüngen über die Bühne, dass bisweilen vordere Zuschauer·innen in die hinteren Reihen fliehen. Hier das georgische Nationalballett mit einem Tanz aus der Bergregion Kasbegi. Während im Bergtanz Chewsuruli Konkurrenten um die Gunst einer Frau kämpfen, verströmen die Frauen sanfte Anmut und Eleganz. Wirft eine Frau ein weißes Tuch zwischen die Kämpfer, ist die Schlacht sofort beendet. [gw]


 
 

Untitled, 1986, Öl auf Leinwand, 73 × 73 cm


 
Ungehörtes Tiflis
 

Illustration von Martina Wember:

Ob eine Stadt als gebaute Geschichte Archiv sein kann, wie Sebastian Pranz bei der Vorstellung des Buches Tbilisi – Archive of Transition auf der Editorial-Design-Konferenz namens EDCH 2018 sagte, sei dahingestellt: Von Andropows Ohren, wie der Volksmund das Gebäude mit der bogenförmigen Front nannte, das an imaginäre riesige Lauscher erinnerte, die der Genannte in seiner Funktion als Leiter des KGB auf Georgien gerichtet hatte, ist jedenfalls außer dem Narrativ nichts geblieben. Dass aber ein sich wandelndes Stadtbild gelebte Politik ist, scheint nirgendwo deutlicher als in Tiflis.

Da ist der Rustaveli-Prospekt, mit klassizistischen und neobarocken Bauten ganz im europäischen Stil des 19. Jahrhunderts. Da sind Spuren des sowjetischen Realismus aus Stalins Zeiten im süßen Zuckerbäckerstil, den die sowjetische Moderne ablöste – die, wenngleich sich ihr Name Brutalismus vom Material béton brut herleitet, Stärke demonstrieren sollte. Da ist die Ära eines Mikheil Saakashvili, der mit dem Sowjeterbe und der Alltagskorruption unter Eduard Shevardnadze brechend, die neue Ausrichtung durch symbolhafte Bauten unterstrich: die an den Berliner Reichstag angelehnte Kuppel seines Präsidentenpalasts, die illuminierte Friedensbrücke, die gläserne Public Service Hall – glasklar: Transparenz. Und schließlich sein Nachfolger im Präsidentenamt Bidzina Ivanishvili, der die Baueskapaden seines Vorgängers ausmerzt und dafür die stalinistischen Bauten aufpoliert …

Illustration von Martina Wember:

Zwischen all den Prestigeobjekten steht das im wahrsten Sinne eigentlich Georgische, die Backsteinhäuser mit geschnitzten Pergolen, Balkonen und Giebeln – leider brüchig geworden, vernachlässigt von jenen, die eifrig an ihrer Selbstdarstellung gearbeitet haben. »Sämtliche Ordnungen des Lebens sind mit Macht besetzt oder von ihr flankiert. Zugleich gibt es einen unauflöslichen Zusammenhang von formal-ästhetischem Ausdrucksmittel und jeweiligem Deutungsmuster«, so der Architekt und Stadtplaner Robert Kaltenbrunner. »Ob Architektur im multimedialen Zeitalter noch politische Ordnung spiegeln – oder gar stabilisieren – kann, ist und bleibt zwar eine konfliktträchtige Frage. Wenn es aber gelingt, das öffentliche Bewusstsein hinsichtlich der Wechselwirkung von Gesellschaft und gebauter Umwelt zu schärfen, dann wäre das fraglos ein Gewinn. Für alle.« Auch für uns, vor allem in Zeiten von Klimakrise und Wohnungsnot. [sib]


 
 

Stability, 1977, Öl auf Leinwand, 146 × 116 cm


 
Sprechen, Schreiben, Geschichten erzählen
 

Georgisch zählt zu den ältesten Sprachen der Welt. Spuren weisen bis ins 4. Jahrhundert vor Christi zurück – in die Region zwischen Großem und Kleinem Kaukasus und Nordmesopotamien. Dort kamen die Bewohner wohl mit den ur-indoeuropäischen und ur-semitischen Sprachsystemen in Berührung und bildeten eine Vielzahl eigener Sprachen aus. Schon Plinius soll berichtet haben, dass die Römer mehr als hundert Übersetzer brauchten, um im Kaukasus Handel treiben zu können. Wen wundert’s, dass der Kaukasus im frühen Mittelalter auch Berg der Sprachen genannt wurde. In Georgien sind fast alle diese Sprachen mittlerweile ausgestorben und Georgisch ist die einzige Staats- und Literatursprache.

Seit Urzeiten gehört das Erzählen von Geschichten, Märchen und Mythen zur lebendigen Alltagskultur Georgiens. Bei unterschiedlichsten Anlässen werden Geschichten erzählt, Gedichte vorgetragen oder Trinksprüche erfunden. Großeltern nehmen ihre Enkel in die Welt der Märchen mit, wandeln bekannte Geschichten ab oder erfinden eigene Märchen. Das Grundmuster besteht in der Regel in der Gegenüberstellung von Gut und Böse. Nach dem Durchleben dramatischer Gefahren gewinnt am Ende das Gute. Kinder begeistern sich für Geschichten. Schon früh lernen sie georgische Gedichte kennen und auswendig. Georgier sind leidenschaftliche Leser·innen. Bücher sind in jedem Haushalt zu finden. »Jeder Bauer in Georgien hat Bücher, die er liest und liebt und auswendig kann«, schreibt der österreichische Schriftsteller Clemens Eich. »Die Georgier lieben Gedichte. Ich kann mich nicht erinnern, bei einem deutschen oder österreichischen Bauern prall gefüllte Bücherregale gesehen zu haben, mit Werken der Weltliteratur.«

Die Anfänge der georgischen Schrift verweisen lange Zeit ins 4. Jahrhundert nach Christi. Neueste archäologische Funde auf dem Berg Grakliani nahe Tiflis deuten jedoch auf sehr viel frühere Wurzeln hin. Die georgische Schrift umfasst drei unterschiedliche Schriftvarianten: Asomtavruli, Nuskhuri und Mkhedruli. Sie zeigen historische Entwicklungsstände – die Asomtavruli-Schrift ist die älteste. Die heute gebräuchliche Mkhedruli-Schrift besteht aus 33 Buchstaben, die die Phonetik der georgischen Sprache vollkommen abdecken. Ihre einzigartige ästhetische Qualität gewinnt die Schrift durch ein zugrunde liegendes einfaches grafisches System aus Kreis oder Kreissegmenten und gerader Linie. Jeder einzelne Buchstabe liegt dabei auf einem geometrischen Raster, das die systematische Anordnung der Buchstaben erleichtert und die Erfassbarkeit vereinfacht (dazu eine Skizze von Merab Getsadze, der auch gemeinsam mit Nino Jishkariani ein hervorragendes Buch über die Gestaltung georgischer Schriften mit englischer Übersetzung veröffentlicht hat – hier ein kurzer Artikel dazu in einer Google-Translate-Übersetzung). Pur und lebendig ist ihre Schönheit – 2016 wurde die georgische Schrift ins UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen. 2018 war Georgien Gastland bei der Frankfurter Buchmesse (hier ein Einblick in den Plakatwettbewerb). 2023 gewannen zwei georgische Schriften das Certificates of Typographic Excellence beim Type-Design-Wettbewerb des Type Directors Club of New York (TDC). Zur 13. GRANSHAN Type-Design-Competition 2023/2024, dem auf nichtlateinische Schriften spezialisierten Wettbewerb, können erstmalig auch georgische Schriftgestalter·innen ihre Arbeiten einsenden. Die Teilnahme ist von Oktober 2023 bis Februar 2024 möglich. [gw]

 

Gerahmt von Russland im Norden, dem Schwarzen Meer im Westen, der Türkei und Armenien im Süden und östlich von Aserbaidschan, breitet das multiethnische Georgien seine vielfältigen Landschaften aus: von der mediterranen Schwarzmeerküste, wo Zitronen blühen und Granatäpfel leuchten, über die großen Weinanbauregionen bis zu den sanften Hügelzügen und schroffen Höhen des Kaukasus. 5201 Meter misst der Schchara, der höchste Berg Georgiens. Waldgebiete überziehen gut 40% des Landes. Durch sie streifen noch Wölfe, Bären und Luchse, streunen Schakale und der kaukasische Leopard, dem das Aussterben droht. Wilde Tiere stromern auch durch die Märchenwelt Georgiens, in der Figuren selten konkrete Namen tragen, sich aber Charaktere aus der Tierwelt etwa Datua (von datwi = Bär) oder aus Alltagsbeobachtungen aneignen (beispielsweise Nazarkekia = der Aschenstocherer).


 
 

Noch bis zum 30. März 2024 läuft eine Ausstellung zu Vera Pagava unter dem Titel Silent Cities im zum Multifunktionsgebäude mit Startup-Flair umgebauten, ehemaligen Hauptsitz der TBC Bank. Die Ausstellung zeigt Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen aus den 1950er bis 1980er Jahren, in der sich die in Paris lebende Künstlerin mehr und mehr von der Figuration löste. Doch selbst als ihre Werke abstrakter wurden, benannte sie sie häufig mit Verweisen auf konkrete Orte und städtische Umgebungen ... anders als bei den in dieser 8daw-Ausgabe gezeigten, späteren Beispielen.


Fundstück der Woche
 
 

Mehr Entschleunigung geht nicht. Während stündlich Abermillionen Mal die Auslöser von Abermillionen Smartphone Kameras betätigt werden, drückt der Fotograf Tikam Chand Ji aus Jaipur genau einmal auf den Auslöser seines fotografischen Geräts. Genau genommen noch nicht einmal das, denn eigentlich nimmt er nur mit viel Bedacht den Objektivdeckel ab, um eine Bildplatte zu belichten – einen mechanischen Auslöser hat seine Kamera nicht. Dafür ist sie ein komplettes Labor, bei dem am Ende tatsächlich ein fertiges Foto auf Papier herauskommt. Ein bisschen wie bei einer Polaroidkamera, allerdings im Maxiformat mit gediegenen 20 Kilo Gewicht. Und sie ist ein wahres Museumsstück: eine Carl-Zeiss-Jena-Kasten-Kamera aus dem Jahr 1860 – angeblich die letzte ihrer Art weltweit. Seit drei Generationen wird diese Kamera in seiner Familie weitervererbt und mit ihr der Beruf des Portraitfotografen. Tikam Chand jis Studio ist die Straße und wer sich von ihm fotografieren lässt, muss ein bisschen Geduld mitbringen, denn hier wird nichts dem Zufall überlassen, alles muss passen: Von der Frisur über die Haltung bis zum zum perfekten Sonnenstand. Und es gibt nur einen Versuch!


 

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In der 8daw-Ausgabe BETA #13 vom 24. Juli 2020 haben wir uns unter anderem mit dem Thema geschlechter­spezifische Schreib­weise beschäftigt. Im Ergebnis fanden wir die Empfehlung eines Lesers für uns am geeignetsten: »Der Mittel­punkt (MacOS: Shift+Alt+9; Windows: Alt+0183) wird eingesetzt wie der Asterisk *, stört jedoch deutlich weniger den Lese­fluss der Leser·innen, weil er nicht nach Fußnoten ruft und auch keine Text­lücken reißt wie der Gender_Gap. Im Hinblick auf Lesbarkeit und Typografie­qualität also eine bessere Alter­native, und inhaltlich – als Multiplikationszeichen verstanden – treffend. Oder?« Wir stellen unseren Autor·innen jedoch frei, ob sie den Mittel­punkt oder eine andere Form benutzen. Alle personen­bezogenen Bezeichnungen sind jedenfalls geschlechts­neutral zu verstehen.


8daw ist der wöchentliche News­letter von Boris Kochan und Freunden zu Themen rund um den Wandel in Gesellschaft, Kultur und Politik, Unternehmen und Organisationen. Er erscheint in Verbindung mit Kochan & Partner und setzt so die lang­jährige Tradition der Netzwerk­pflege mit außer­gewöhnlichen Aus­sendungen in neuer Form fort. 8daw versteht sich als Community- und Kollaborations-Projekt insbesondere mit seinen Leser·innen – Kooperations­partner sind darüber hinaus zum Beispiel die GRANSHAN Foundation, die EDCH Foundation, der Deutsche Designtag (DT), der BDG Berufsverband der Deutschen Kommunikations­designer und die Typographische Gesellschaft München (tgm).

 

Herausgeber und Chefredakteur von 8daw sowie verantwortlich im Sinne des Presserechts ist Boris Kochan [bk], Steinerstraße 15c, 81369 München, boriskochan.com, zu erreichen unter boris.kochan@eightdaw.com oder +49 89 178 60-900 (facebooktwitterinstagram)
in Verbindung mit
Kochan & Partner GmbH, Steinerstraße 15c, 81369 München, news@kochan.de

Redaktion: Ulrich Müller [um] und Gabriele Werner [gw]; Chefin vom Dienst/Lektorat: Sigrun Borstelmann [sib]; Regelmäßige Autoren: Markus Greve [mg], Sandra Hachmann [sh], Herbert Lechner [hel], Martin Summ [mas]; Illustrationen: Martina Wember [mwe]; Bildredaktion, Photo-Editing: Pavlo Kochan [pk]; Homepage und Newsletter-Technik: Pavlo Kochan [pk]; Basisgestaltung: Michael Bundscherer [mib]; Schriften: Tablet Gothic von Veronika Burian und José Scaglione sowie Coranto 2 von Gerard Unger, beide zu beziehen über TypeTogether; Versand über Mailjet.


Bildnachweis:

© Vera Pagava


Ausgabe: #118
Erschienen am: 3. November 2023 [KW44]
Thema: Georgien


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