Zumeist wöchentliche Streifzüge mit Boris Kochan & Freund·innen rund um den Wandel in Gesellschaft & Kultur, Unternehmen & Organisa­tionen.
 
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8daw

ei8ht days a week – Streifzüge durch den Wandel

mit Boris Kochan und Freunden am 7. Juli 2023

 
 

Sehr geehrte Damen und Herren,

»ich bin nicht sauber, denn ich habe Angst bekommen vor der Sprache, die Millionen von mehrheitlich friedlichen Bürgern überzeugen kann, im Recht zu sein, andere zu ermorden.« Die Schriftstellerin Tanja Maljartschuk hat diesen bedrückenden Satz in ihrer so lesens- wie hörenswerten Klagenfurter Rede zur Literatur anlässlich der Eröffnung des Wettbewerbs um den Ingeborg-Bachmann-Preis vorgetragen: Sie betrachte sich mittlerweile als »ehemalige Autorin«, »die ihr Vertrauen in die Literatur und – schlimmer noch – in die Sprache verloren« hat. Sie verstehe völlig, wie absurd ihre »Angst von außen aussehen muss. Kann sich ein Bäcker vor Mehl fürchten? Oder ein Bauarbeiter vor Ziegeln und Zement? Im Jahr 2023 fürchtet sich eine Autorin vor der Sprache.« Denn: Ist es nicht viel zu wenig, »Autorin zu sein«? Darf sich die Literatur »vor den Hunderttausenden von Opfern, zerstörten Städten und auseinandergerissenen Familien in der Uneindeutigkeit der Metaphern verstecken«?
        Ist es nicht viel zu wenig, das zu sein, was wir sind? Was wir tun? Manchmal entdecke ich mich dabei, wie ich die Berichterstattung über die ukrainische Gegenoffensive und den Frontverlauf mit einer scheinbar erworbenen Kennerschaft studiere und Fortschritte bewerte. Und erschrecke dann über die gnadenlose Abstraktion … und die selbstverständlich hingenommene Gleichzeitigkeit, zum Beispiel mit dem wohl zumindest nicht verhinderten Tod von einigen Hundert Flüchtlingen in der Ägäis. Und noch viel mehr, wenn Karl Kopp von Pro Asyl in Carolin Emckes Podcast In aller Ruhe deutlich macht, dass das noch viel weiter gehende, systematische Grauen in den von der EU finanzierten Lagern in der Türkei oder in Libyen stattfindet: Zehntausende Schutzsuchende werden im Auftrag von unseren Regierungen in einen Kreislauf der Gewalt gebracht … Hauptsache, dies lässt sich medial nicht verwerten.
        Es höhlt unsere Werte – wie die Genfer Flüchtlingskonvention und das Recht auf Unversehrtheit – von innen aus, wenn Moral und Ethik situationsbedingt nach Interessen gebogen werden. Was Wunder, wenn wir so der AfD, Trump und all den anderen den Weg bereiten!

Mit nachdenklichen Grüßen
Boris Kochan

 

Eigentlich hätte diese 8daw-Ausgabe bereits letzte Woche erscheinen sollen – auch dieses Mal haben wir uns schwer getan damit, unserem eigenen Anspruch des Wöchentlichen nachzukommen. Die Intensität der Auseinandersetzungen, die zunehmend empfundene Hilflosigkeit ob der überwältigenden Herausforderungen von Erderwärmung und künstlicher Intelligenz, die ganz kleinen und ziemlich großen Begegnungen mit Inflation und wirtschaftlichem Abschwung machen es schwerer, Worte zu finden. Zumal diese gerne auf eben jene Goldwaage gelegt werden, mit der sich nur Spaltung und nicht Zukunft gestalten lässt. Die Rede zur Literatur von Tanja Maljartschuk endet mit einem Bezug zur Namensgeberin des Klagenfurter Preises. Denn – was Literatur vielleicht kann: »Den Opfern in dunklen Tälern eine Stimme geben, beim Schreien und beim Schweigen zuhören, sie stärker machen, damit die Umbringer, Auslöscher, Verbrecher und Gauner, all jene, die überzeugt sind, mehr Recht zu haben und besser zu sein als die anderen, endlich nicht mehr die Oberhand behalten. Damit, wie Ingeborg sagt, ein Tag komme, an dem die Hände der Menschen »begabt sein werden für die Liebe und [...] für die Güte« – ein Tag, der den Menschen verheißt »sie werden vom Schmutz befreit sein und von jeder Last, sie werden sich in die Lüfte heben, sie werden unter die Wasser gehen, [...] sie werden frei sein, es werden alle Menschen frei sein, auch von der Freiheit, die sie gemeint haben.« Ich danke der Nicht-mehr-Autorin-sein-Wollenden sehr für diese ins Freie, ins Offene gehende Dann-doch-noch-Zuversicht.

 

Angesiedelt irgendwo zwischen Kunsthandwerk und Kunst irritieren die Fotos der puppenähnlichen Skulpturen der amerikanischen Animationszeichnerin und Erfinderin der Sculptural Textiles, Lisa Lichtenfels, ob ihrer Detailgenauigkeit und Ausdrucksstärke. Ihre aus Draht und Nylon gefertigten Portraits von Menschen und Fabelwesen ziehen magisch an und stoßen ab, sind in ihrem Hyperrealismus zugleich surreal und skurril: In ihren besten Arbeiten entstehen mystische Figuren mit einem liebevollen, ein wenig hintergründigen Lächeln.


 
 

Fallen Angel, oder, so der Originaltitel: JEANNE IN HEAVEN – Als Jeanne Louise Calment 1998 im Alter von 122 Jahren starb, war sie der älteste bekannte Mensch der Welt. Lebhaft und scharfsinnig, pflegte sie zu sagen: »Gott hat mich vergessen«. Lisa Lichtenfels Porträt von Jeanne im Format 21 x 13 x 11 cm zeigt sie schließlich im Himmel mit einem bequemen Kissen für ihre Füße – und mit einer Zigarette in ihrer Hand. Erst kurz vor ihrem Tod hat sie nach über 100 Jahren mit dem Rauchen aufgehört – eine Arthritis lies es nicht mehr zu, eine Zigarette zu halten. 


 

Moral oder Ethik?

»Moral ist, was moralisch ist«, lässt Büchner in seinem Woyzeck die einigermaßen tumbe Figur des Hauptmanns sagen. Eine etwas dürftige Definition, die zugleich das ganze und immer wieder neue Dilemma enthüllt, wenn es gilt, mit kurzen Worten Moral zu erklären. Noch komplizierter scheint es zu werden, wenn es gar um den Unterschied zwischen Moral und Ethik geht, obwohl das tatsächlich ziemlich einfach ist. Wir fragen Dietmar Hübner, Professor für Philosophie an der Uni Hannover:

Was also, Herr Professor ist der Unterscheid zwischen Moral und Ethik? »Als Moral bezeichnet man heutzutage ein Normensystem, welches das Verhalten von Menschen reguliert und dabei mit dem Anspruch auf unbedingte Gültigkeit auftritt. Es existiert demnach durchaus eine Vielzahl von Moralen: Beispielsweise gibt es die verschiedenen Moralen, die sich mehr oder weniger ausdrücklich in religiösen Texten finden (…). Moral besagt allein, dass ein Normensystem den Anspruch auf Gültigkeit erhebt.«

Soweit so gut und wie verhält es sich mit der Ethik? »Unter Ethik versteht man im deutschen Sprachgebrauch die Wissenschaft von der Moral, d.h. diejenige Fachdisziplin, die sich damit beschäftigt, welche verschiedenen Moralen es gibt, wie sie sich begründen lassen und welcher Logik ihre Begriffe, Aussagen und Argumentationen folgen. Ethik ist Moralphilosophie. (…) Umgangssprachlich wird zuweilen von unethischem Verhalten gesprochen. Nach dem Gesagten ist jedoch klar, dass dies im Deutschen ein ungünstiger Wortgebrauch ist: Gemeint ist Verhalten, das aus Sicht des Sprechers zu beanstanden, verurteilungswürdig, nicht normgerecht ist. Dieses wäre dann aber richtiger als unmoralisches Verhalten zu bezeichnen.«

[um – unter Verwendung eines Textes von Dietmar Hübner]

 

 
 

THE ANGEL OF DEATH – Zum Portrait eines Todesengels im Format 23 × 18 × 11 cm schreibt Lisa Lichtenfels: »Der Todesengel zieht in nur einem Augenblick vorbei, so kurz, dass er unsichtbar ist. (…) Das Elend des Vergehens der Welt ist ihr eigen, und doch wirkt sie so zart, so zerbrechlich und abgemagert. (…): Hier ist genug Schmerz, hier soll er nicht mehr sein


 
Eine Frage der Moral?
 

»Selbst der Teufel« verdient Unterstützung, wenn er gegen »dieses Regime« kämpft. Als am 24. Juni Putins vormaliger Koch und Kettenhund Jewgeni Prigoschin seine Söldner gen Moskau schickte, hat der russische Dissident und Regimekritiker Michail Chodorkowski seine Landsleute mit diesen Worten aufgerufen, sich Prigoschin anzuschließen. Ein Pakt mit dem Teufel? Von Goethes Faust bis Oscar Wildes Dorian Gray hat das schon Weltliteratur beschäftigt und stets hatten diese Erzählungen einen wenig erfreulichen Ausgang, widerspricht das doch dem zivilisatorischen Prinzip der Selbstdomestizierung, die Homo sapiens und seine Vorgänger über Jahrtausende hinweg betrieben, um das sogenannte Böse aus der Gesellschaft zu verbannen.

Was gesellschaftlich gut und was böse ist, muss freilich stets neu ausgehandelt werden, wie der Ethik- und Philosophieprofessor Hanno Sauer in seiner zivilisationsgeschichtlichen Tour de Force Moral ausführt. Moral ist demnach im gewachsenen Wertekanon einer jeweiligen Gesellschaft begründet, wie er etwa in Gesetzestexten und religiösen Überzeugungen seinen Ausdruck findet. Wie steht es also mit der Moral, wenn es um die Frage geht, sich mit dem Bösen zu verbünden, um das vermeintlich noch Bösere zu bekämpfen? Wo verzweifelt um das nackte Leben gekämpft wird, wie in der Ukraine, fällt die Antwort schwer, erscheint aus der sicheren Wohnzimmerperspektive gar anmaßend, dies überhaupt zu wagen.

Illustration von Martina Wember: Schrift und Bild…, Buchstaben und ihre Bedeutung

Deutlich einfacher wird es, wenn wir nach Deutschland blicken, wo sich gerade die AfD mit der Kanzler·in-Frage beschäftigt. Eine Partei, deren Leitfigur qua Gerichtsurteil Faschist genannt werden darf und gegen die derzeit ein Verfahren wegen des Gebrauchs von NS-Vokabular läuft. Es seien ja nur Protestwähler, die der AfD dieses Umfragehoch bescheren, und zudem handele es sich ja auch nur um ein paar alte weiße Männer (und ja, Frauen auch). Das ist leider falsch, denn diese Protestwähler·innen sind mehrheitlich zwischen 30 und 59 Jahre alt und stehen in Lohn und Brot. Und was, wenn dann aus dem Kreuzchen auf dem Wahlzettel plötzlich handfeste, praktische Realität wird? Nun stellt die AfD also erstmals nicht nur einen Bürgermeister, sondern auch noch einen Landrat, dessen Befugnisse ihn zu weitreichender politischer Gestaltung ermächtigen: homophob, rassistisch und als demokratiefeindlich ein Verdachtsfall des Verfassungschutzes – mithin im äußersten Gegensatz zu dem, was von der Mehrheit der Bevölkerung als unserem Wertekanon wesentlich zugehörig betrachtet wird. Protestwählen, daran kann kein Zweifel bestehen, ist eine Frage der Moral. [um]

 

Moral ist in jüngerer Zeit zum politischen Kampfbegriff avanciert, wie nicht zuletzt die zahlreichen Publikationen zu diesem Thema unterstreichen. Einen Wertenihilismus attestiert der Bonner Philosoph Markus Gabriel in seinem fulminanten Buch Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten unserer Gesellschaft – sie ist nicht nur von realen Krisen, sondern auch von populistischer Propaganda getrieben, die den Blick auf die Wirklichkeit verstellt. Einer Wirklichkeit »als derjenige Ort, dem man prinzipiell nicht entrinnen kann, weil es kein Anderswo gibt, keine Utopie. Sie ist sozusagen die WIR-klichkeit – dasjenige, was uns zwangsläufig zu einem Wir verbindet.«


 
 

Kardinalfehler, oder, so der Originaltitel THE CARDINAL ANGEL – Über ihr Portrait von Virginia Woolf im Format 24 × 15 × 12 cm schreibt Lisa Lichtenfels: »Von allen Sorgen dieser Welt bedrängt, scheint der Cardinal Angel wenig Freude an seinen göttlichen Fähigkeiten zu haben. Könnte es seine Unfähigkeit sein, das Gleichgewicht des Daseins zu verändern, die ihn in diesen launischen und nachdenklichen Zustand bringt?«


 
Wahn|Sinn
 

Illustration von Martina Wember: Wahrheit im Wahnsinn, Moralapostel...

Umgeben von unspektakulärer Hügellandschaft liegt in der Region Kastilien-La Mancha die Ortschaft Moral de Calatrava. 5.178 Einwohner leben hier – hauptsächlich von der Landwirtschaft. Sie bauen Oliven, Trauben, Getreide und Gemüse an, züchten Ziegen und Schafe. Kleine Handwerksbetriebe fertigen Körbe, Matten oder flechten Wasserbehälter aus Espartogras, die Esparto-Aguaderas. Wer bei Sonnenuntergang durch die Straßen schlendert, hört höchstwahrscheinlich das Klackern der Klöppel, mit denen hier Spitze hergestellt wird, die in ganz Spanien bekannt ist. In dieses Klackern schiebt sich im sinkenden Sonnenlicht der Hufschlag von Don Quijotes klapprigem Pferd. Getrieben von der Lektüre unzähliger Rittergeschichten ist er hier in La Mancha, begleitet vom treuen Knappen Sancho Panza, unterwegs auf Abenteuersuche. Wie sonst sollte er, der Ritter von der traurigen Gestalt, seiner Angebeteten Dulcinea del Toboso, imponieren? Klappt aber nicht so gut. Die meisten Episoden enden damit, dass Don Quijote von groben Gegnern verprügelt wird. Gegen Unschuldige aber siegt er. Blüht dort, wo der gesunde Menschenverstand an seine Grenzen stößt, womöglich die Hoffnung auf eine neue, bessere Welt? Im 19. und 20. Jahrhundert setzen sich Denker und Philosophen mit Miguel de Cervantes 1605 erschienenem Roman Don Quijote auseinander, suchen nach der Vernunft der Unvernunft, der Wahrheit im Wahnsinn, reflektieren den Sinn des Lächerlichen und sein kreatives Potenzial.

Inzwischen liegt Dunkelheit über Moral de Calatrava. Warum sollte man hierher reisen? Sogar diese kleine Bar bei der Andreaskirche gibt es überall. Und der Name? In der Region um Moral de Calatrava wächst der schwarze Maulbeerbaum (Morus nigra). In wenigen Gegenden Spaniens, etwa auf La Palma oder eben hier, wird er Moral genannt. [gw]

 

In ein Zeitalter der Kriege, Glaubenskämpfe und Vertreibungen wird Miguel de Cervantes Anfang 1547 nahe Madrid geboren. Im Norden geht es gegen die Protestanten, im Mittelmeerraum gegen die Osmanen, in Spanien stehen sich Altchristen und Neuchristen feindlich gegenüber. Cervantes fasziniert das Soldatenleben, ihn treiben Freiheitsliebe und Ehre, die Aussicht auf Abenteuer und Ausschweifung. Als 24-Jähriger zieht er 1571 mit in die Seeschlacht von Lepanto, die die Vorherrschaft der Osmanen im Mittelmeerraum grausam bricht. Cervantes erleidet einen Brustschuss, seine linke Hand wird zerschmettert. Doch die Erhabenheit der Verletzung gleicht für ihn den körperlichen Schaden aus. Der amerikanische Künstler Cy Twombly stellt seinen monumentalen Bilderzyklus Lepanto 2001 bei der Biennale in Venedig aus. Das Münchner Museum Brandhorst hat ihm einen eigenen Raum gewidmet.


 
 

Unschuldsengel … Lisa Lichtenfels schreibt über ihren THE RECORDING ANGEL im winzigen Format 12 × 12 × 9 cm: »Wenn wir sterben, soll der aufzeichnende Engel all unsere Taten, gute und schlechte, in die Bücher des göttlichen Kontos eintragen, so dass Gott die Seelen darin entweder als gerettet oder verdammt beurteilen kann. (…) Man könnte mit Erleichterung feststellen, dass diese Figur nicht wirklich über uns urteilt. Da es sich jedoch um eine sehr komplexe Welt handelt, muss sie sich viele Gedanken machen, um die Dinge richtig zu verstehen.«


 
gemeine typen
 

Gemein können sie sein, aber auch humanistisch. Bei der Partnersuche sind gegensätzliche Charaktere interessant, solange sie gewisse Gemeinsamkeiten haben. Mit Fremden harmonieren sie weniger als mit Angehörigen und ihre Familien bilden Sippen. Aber besitzen diese buchstäblichen Typen denn auch die typische Basis einer solchen gesellschaftlichen Organisation – eine Moral? Die Recherche scheint zu bestätigen: Es gibt sie, moralische Schriften! Vier davon finden wir bei Umberto Eco, nicht jedoch aus der Feder des Semiotikers, sondern des Philosophen: In Vier moralische Schriften befasst er sich mit Golfkrieg, Faschismus und anderen menschlichen Verirrungen.

Illustration von Martina Wember:

Aber: Schrift per se kann zumindest unanständig sein, wenn man das Gebot der Lesbarkeit als gesellschaftliche Konvention betrachtet. Viele Lehrkräfte werden dem zustimmen, wenn sie mühsam versuchen, Klausuren zu entziffern. Als Mittel der Verständigung kann Lesbarkeit im äußersten Fall lebenswichtig sein, weshalb man sich fragt, warum es noch immer Beipackzettel in Konsultationsgrößen von 4 pt gibt. Auch sind manche Schrifttypen durchaus geeignet, das Bedürfnis nach Orientierung als anthropologische Konstante zu konterkarieren. Der Einsatz von Farbe etwa kann Texte nicht nur unlesbar machen, sondern durch ihre emotionale Komponente auch deren Rezeption beeinflussen.

Illustration von Martina Wember:

Da Schrift zunächst als Bild wahrgenommen wird, überlagert sie aufgrund des sogenannten Bildüberlegenheitseffekts den Textinhalt und gibt ein perfektes, gerade in der Werbung beliebtes Mittel der Manipulation ab. Serifenschriften stiften Vertrauen, serifenbetonte sprechen für Kompetenz und serifenlose wirken freundlich. Typografie ist Storytelling betitelte Antje Dohman ihre Serie Schrift bringt’s für das Fachmagazin PAGE und meinte damit beispielsweise, dass die Handschrift auf der Nudelpackung suggerieren könne, das enthaltene Industrieprodukt sei handgemacht … Wo es doch schon in einer der ältesten moralischen Schriften heißt: Du sollst nicht lügen! Und die Moral von der Schrift? Traue keiner Type nicht. [sib]


 
 

Der rasende Engel, oder, so der Originaltitel: PRINCESS ARSINOE IN THE OSTRICH RACE – Lisa Lichtenfels schreibt über ihren Prinzessinnen-Engel im Format 27 × 25 × 18 cm: »Vor einiger Zeit hörte ich von einer 3.000 Jahre alten Grabinschrift, die von einer ägyptischen Prinzessin in einem Straußenrennen erzählt (…) – und damit war klar, dass ich die Prinzessin wieder in ein Rennen bringen würde – hier bei ihrer Meisterschaftsrunde.«


Kalender
Veranstaltungen, Ausstellungen und mehr aus dem Umfeld der 8daw-Redaktion
 

2. bis 4. November 2023

BITS CONFERENCE 2023 in Bangkok


Nach der pandemiebedingten Pause legen die Macher rund um Anuthin Wongsunkakon und seiner Type Foundry Cadson Demak die BITS wieder auf: Aus dem Bangkok International Typography Symposium wird nun das Brand Identity and Typography Symposium. Mit dem Namenswechsel folgt die Konferenz der sich wandelnden Praxis im thailändischen Designgeschehen und legt die Grundlage für eine zukünftige Ausrichtung in verschiedenen südostasiatischen Städten. Die 2023er-Ausgabe findet aber noch einmal in Bangkok, an der Fakultät für Architektur der Chulalongkorn-Universität statt. Sprecher und Programm werden in Kürze bekannt gegeben. Übrigens: Das Projekt GRANSHAN ist schon seit der Gründung von BITS Partner – auch in diesem Jahr werden Gewinnerarbeiten der GRANSHAN Type Design Competition während der Konferenz zu sehen sein.

10. bis 12. November 2023

TŸPO ST. GALLEN: What nobody talks about


Auf der diesjährigen Tÿpo St. Gallen, dem etablierten Forum für Experten und designaffine Menschen, wird über das gesprochen, worüber kaum jemand redet: über Misserfolge, mentale Sackgassen, unzufriedene Auftraggeber, gescheiterte Projekte ... das kann ja heiter werden! Folgende Fragen haben die Organisatoren rund um Roland Stieger dazu den Referent·innen gestellt: Steckt hinter eurem Erfolg ein spezielles Betriebsgeheimnis? Habt ihr euch schon mal im Darknet verirrt oder wurdet von einer KI ausgebootet? Wie geht ihr mit Kritik um? Schon mal einem Shitstorm ausgeliefert gewesen? Ging es schon einmal um Leben und Tod? Fühlt ihr euch manchmal inkompetent? Gibt es Rückschläge und Zweifel? Und wie habt ihr das herausgefunden? Habt ihr einen Auftraggeber, der peinlich ist? Und: Ist Geld ein Tabu?


 
 

Engelswerdung, oder, so der Originaltitel dieses Portraits im Format 30 × 21 × 11 cm: NEWTIE'S MOM IN THE HOLY LAND. Lisa Lichtenfels schreibt: »Meine Freundin Newtie und ich waren Klassenkameraden am Philadelphia College of Art. Als sie mir einen Schnappschuss ihrer Mutter auf einem Kamel zeigte, wusste ich, dass ich daraus eines meiner Portraits machen musste.«


Fundstück der Woche
 
 

Punks sind nette Leute, die vorgeben, Arschlöcher zu sein … schon seit mindestens 2008 geistert dieses Bild als Meme durch die verschiedenen Social-Media-Kanäle. Wie so häufig bei Memes, lässt sich auch hier kein Fotograf finden, der verantwortlich zeichnet. Erinnert hat uns das Bild aber an die Arbeiten von Chris Killip, der in den 1970er Jahren eine beeindruckende Dokumentation des Punk-Clubs THE STATION angefertigt hat – die erst viele Jahre später von seinem Sohn auf dem Speicher entdeckt wurde. Das bei Steidl erschienene Buch schwelgt im Großformat in der protestierenden Ausgelassenheit alkoholisierter Clubnächte. Und erzeugt – genauso wie zum Beispiel der Film Punk's Not Dead – Suchbewegungen nach einem Aufbruch von heute …


 

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In der 8daw-Ausgabe BETA #13 vom 24. Juli 2020 haben wir uns unter anderem mit dem Thema geschlechter­spezifische Schreib­weise beschäftigt. Im Ergebnis fanden wir die Empfehlung eines Lesers für uns am geeignetsten: »Der Mittel­punkt (MacOS: Shift+Alt+9; Windows: Alt+0183) wird eingesetzt wie der Asterisk *, stört jedoch deutlich weniger den Lese­fluss der Leser·innen, weil er nicht nach Fußnoten ruft und auch keine Text­lücken reißt wie der Gender_Gap. Im Hinblick auf Lesbarkeit und Typografie­qualität also eine bessere Alter­native, und inhaltlich – als Multiplikationszeichen verstanden – treffend. Oder?« Wir stellen unseren Autor·innen jedoch frei, ob sie den Mittel­punkt oder eine andere Form benutzen. Alle personen­bezogenen Bezeichnungen sind jedenfalls geschlechts­neutral zu verstehen.


8daw ist der wöchentliche News­letter von Boris Kochan und Freunden zu Themen rund um den Wandel in Gesellschaft, Kultur und Politik, Unternehmen und Organisationen. Er erscheint in Verbindung mit Kochan & Partner und setzt so die lang­jährige Tradition der Netzwerk­pflege mit außer­gewöhnlichen Aus­sendungen in neuer Form fort. 8daw versteht sich als Community- und Kollaborations-Projekt insbesondere mit seinen Leser·innen – Kooperations­partner sind darüber hinaus zum Beispiel die GRANSHAN Foundation, die EDCH Foundation, der Deutsche Designtag (DT), der BDG Berufsverband der Deutschen Kommunikations­designer und die Typographische Gesellschaft München (tgm).

 

Herausgeber und Chefredakteur von 8daw sowie verantwortlich im Sinne des Presserechts ist Boris Kochan [bk], Steinerstraße 15c, 81369 München, boriskochan.com, zu erreichen unter boris.kochan@eightdaw.com oder +49 89 178 60-900 (facebooktwitterinstagram)
in Verbindung mit
Kochan & Partner GmbH, Steinerstraße 15c, 81369 München, news@kochan.de

Redaktion: Ulrich Müller [um] und Gabriele Werner [gw]; Chefin vom Dienst/Lektorat: Sigrun Borstelmann [sib]; Regelmäßige Autoren: Markus Greve [mg], Sandra Hachmann [sh], Herbert Lechner [hel], Martin Summ [mas]; Illustrationen: Martina Wember [mwe]; Bildredaktion, Photo-Editing: Pavlo Kochan [pk]; Homepage und Newsletter-Technik: Pavlo Kochan [pk]; Basisgestaltung: Michael Bundscherer [mib]; Schriften: Tablet Gothic von Veronika Burian und José Scaglione sowie Coranto 2 von Gerard Unger, beide zu beziehen über TypeTogether; Versand über Mailjet.


Bildnachweis:

© Lisa Lichtenfels


Ausgabe: #113
Erschienen am: 7. Juli 2023 [KW27]
Thema: ETHIK & MORAL 2023


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